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Die Grüneberg-Orgel

Die Orgelbauer aus Stettin – prägend für die Region

Die Orgel der Liepener Kirche wurde im Jahr 1912 und damit erst einige Zeit nach der Kirchweihe auf der Westempore des Gebäudes errichtet. Das Instrument stammt aus der Werkstatt des Stettiner Orgelbauers Felix Grüneberg. Er übernahm von seinem Vater Barnim - einst vom Großherzog Friedrich Wilhelm II. von Mecklenburg-Strelitz zum Hoforgelbauer ernannt - eine der produktivsten deutschen Orgelwerkstätten seiner Zeit, die er bis zum Jahr 1945 betrieb. So finden sich in der Region noch eine Vielzahl weiterer Orgeln der Familie Grüneberg. Allein Felix Grüneberg hat während seiner Schaffenszeit etwa 300 Orgeln neu oder umgebaut. Die Orgel in der Liepener Dorfkirche hat die Nummer 659 im Verzeichnis der aus der Werkstatt dieser Orgelbauerfamilie stammenden Instrumente.

Das Instrument und seine Besonderheiten

Die kleine Orgel mit ihren nur vier Registern, befand sich vor Beginn der Restaurierung durch die Firma Mecklenburger Orgelbau im Jahr 2021 zwar noch weitgehend im originalen, aber schlechten Zustand und war nicht mehr spielbar. Die Spieltischanlage sowie die Holzpfeifen waren nahezu vollständig erhalten, wenn auch stark verschmutzt. Der Balg allerdings war komplett von Mäusen zerfressen. Hinzu kam, dass die originalen Metallpfeifen in Kriegszeiten eingeschmolzen und durch Nachbauten aus Zink ersetzt wurden. Diese sind während der Restaurierung durch originalgetreue Nachbauten aus der für Grüneberg typischen Metalllegierung ersetzt worden.

Das Instrument verfügt über eine pneumatische Traktur, d.h. das Tonventil an der Pfeife wird nicht direkt mechanisch sondern über eine durch Tastendruck vermittelte Änderung des Luftdrucks geöffnet, wodurch dann Luft in die Pfeife strömen und den Ton erzeugen kann.  Die benötigte Luft musste auf der anderen Seite der Orgel von einem Kalkanten (Balgtreter) durch das Treten eines mit dem Blasebalg verbundenen Pumphebels erzeugt werden. Bevor der Organist spielen konnte, musste zunächst der benötigte Luftdruck aufgebaut werden. Da das einige Zeit in Anspruch nahm, konnte der Organist über eine Taste am Spieltisch ein Signalglöckchen auf der anderen Seite der Orgel beim Kalkanten betätigen, und diesem somit rechtzeitig ein Zeichen geben, wann er mit dem Treten des Pumphebels beginnen sollte.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde die Kirche elektrifiziert. Die Orgel erhielt ein motorbetriebenes Gebläse, das dem Organisten jetzt ein unabhängiges Spiel ohne Unterstützung bei der Winderzeugung ermöglicht. Die ursprüngliche mechanische Balganlage wurde aber ebenfalls wiederhergestellt, so dass auch heute noch das Instrument wie zu Zeiten seiner Erbauung ohne Strom gespielt werden kann.

Neuer Klang nach jahrzentelangem Schweigen

Lange Zeit war die Orgel in der Liepener Kirche verstummt. Nach umfassender Restaurierung durch die Firma Mecklenburger Orgelbau erklang die Orgel im Dezember 2023 kurz vor Weihnachten nach über 40 Jahren Stille wieder zum ersten Mal. Das Instrument wird regelmäßig in den vom Förderverein organisierten Konzerten zu hören sein.

Für die Instandhaltung der Orgel freut sich der Förderverein auch auf Ihre Unterstützung durch eine Spende. Vielen Dank!

 

Disposition I/P

Manual:
Gedackt 8‘
Salicional 8‘
Principal 8‘

Pedal:
Subbaß 16‘

Nebenzüge:
Superoktavkoppel
Pedalkoppel